Die familiären Daten wurden mir freundlicherweise von Claudine Giesser-Liebi zur Verfügung gestellt. Ich danke This Kuert für das schöne Foto von Roland, das hier aufgehängt ist.
Roland Liebi wurde am 10.12.1932 als einziges Kind von Ernst und Greti Liebi in Thun geboren, wo er auch aufwuchs. Dort besuchte er die Schule bis zum Progymnasium. Ab dem Sommer 1948 besuchte er, erst 16 jährig, die Ecole supérieure de commerce in Neuenburg, wo er auch die Matura machte. Er war Mitglied der Studentenverbindung Industria. Danach folgte die militärische Ausbildung bis zur Offiziersschule.
Nach der militärischen Ausbildung studierte Roland an der Universität Bern Jurisprudenz und war Mitglied der Studentenverbindung Concordia. Aus beiden Studentenverbindungen entstanden wertvolle schöne und langanhaltende Freundschaften, die bis zu seinem Tode gepflegt wurden.
Roland lernte seine spätere Ehefrau Lilian schon 1947 in Thun kennen. Später trennten sich die Wege infolge seiner Ausbildung in Neuenburg. 1956 erneuerte sich die Freundschaft und die beiden verlobten sich an Pfingsten 1957 und heirateten im August 1958.
Um das Studium zu finanzieren, hatte Roland erfolgreich ein Kunstgewerbeatelier mit 4 bis 10 Heimarbeitern organisiert und geführt. Seine Kupferketten verkaufte er nicht nur in der Schweiz, sondern auch über Vertretungen im Ausland. Er startete seine Karriere also auch als Unternehmer.
Nach dem Staatsexamen im Mai 1960 mit Patentierung zum bernischen Fürsprecher entschlossen sich die Ehegatten, das Kunstatelier aufzugeben, und zogen von Thun nach Langenthal. Im Herbst 1960 hatte er seinen Hauptmannsgrad abzuverdienen. Zuletzt war er im Ter. Rgt. 183 als Polizei-Offizier eingeteilt.
Am 15.11.60 nahm Roland in Langenthal seine Berufstätigkeit als selbständiger Fürsprecher auf. Er trat in das Advokaturbüro von Paul Stalder, ebenfalls ein Rotarier, ein, das später durch den Studienkollegen von Roland, Hans Engler, erweitert wurde. Später kamen zeitlich gestaffelt Mark Hess, Karl Ludwig Fahrländer, Beat Stalder, Erich Giesser und Pasquino Bevilacqua hinzu. Als erfolgreicher Anwalt, war er mit Gewerbe und Industrie eng vernetzt und beriet viele namhafte Firmen in juristischen und baurechtlichen Fragen. Er war Baurechtsspezialist und bis 2018 Experte für Planungs- und Baurecht des Kantons Bern und Mitglied der Anwaltskammer und Prüfungsexperte für die Fürsprecherprüfungen.
Während seiner gesamten beruflichen Tätigkeit und auch noch im Pensionsalter war Roland in über 20 Verwaltungsräten engagiert.
1962 zogen die Ehegatten in das neu erstellte Heim in Schoren ein, damals bereits mit der 1961 erstgeborenen Tochter Marianne, danach folgten zwei weitere Töchter Claudine 1963 und Beatrice 1970.
1965-1969 war er Präsident der Offiziersgesellschaft Langenthal.
1966 wurde Roland in den Rotary Club Langenthal aufgenommen, wo er wiederum viele wertvolle Freundschaften schloss. Einige von uns werden sich noch an den Schalk und die Witze von Roland erinnern. Mit ihm am Tisch wurde es nie langweilig.
Von 1970 bis 1976 übernahm er nacheinander die Chargen Programm Präsident, Vizepräsident, Präsident, dann Past-Präsident, Mitglied und Präsident der Aufnahmekommission.
Ich lernte Roland bei Zahnarzt Heinz Müller, einem Heimwehthuner, kennen, der jeweils für die Thuner Mafia und einige Einheimischen in Langenthal eine Neujahrsfeier organisierte. Ich sass mit Roland in angeregtem Gespräch an der Bar und merkte nicht, dass er mir dauernd Gin in mein Glas nachgoss bis ich ziemlich alkoholisiert war und mich, zum Ärger meiner Frau, frühzeitig aus der Party verabschieden musste. Ich tappte arglos in den mir von Roland gelegten Hinterhalt. Wir wurden trotzdem gute Freunde, auch wenn er mir seinen gelungenen Anschlag schadenfreudig oft unter die Nase rieb.
1974 waren wir beide Grossratskandidaten. Ich vor allem als Stimmenlieferant von Thunstetten-Bützberg für Werner Meyer, der dann auch wiedergewählt wurde. Roland landete auf dem dritten Platz, ich auf dem vierten, was Roland mit Genugtuung vermerkte.
Roland wurde dann unser Firmenjurist und beriet uns in vielen Belangen. Vor allem als wir 1974 mit dem französischen Glas-Konzern St. Gobain einen Zusammenarbeitsvertrag abschlossen, war uns Roland dank seiner perfekten Französisch-Kenntnisse eine unentbehrliche Stütze. 10 Jahre später half er auch bei der Auflösung des Vertrages.
1980 fragte er mich an, ob ich bereit sei, im VR der Bank in Langenthal mitzumachen, deren souveräner Präsident er während vieler Jahre war. Ich wurde dann sein Vice-Präsident, bis wir die Bank auf Ende 1994 an den damaligen Bankverein verkauften.
Als ich 1988 das Präsidium der Ammann Management AG übernahm, um auf Bitte von Ulrich Ammann sen. Mitzuhelfen, den Generationenübergang zu organisieren, bat ich Roland, mich in den VR von Ammann zu begleiten, um mir den Rücken juristisch frei zu halten. Nach 2 Jahren löste mich dann Hannes Schneider im Präsidium ab. Ich verblieb noch 10 Jahre im VR von Ammann, Roland einige Jahre mehr.
Neben den beruflichen Aktivitäten pflegte Roland mit seinen Töchtern Marianne und Claudine sein geliebtes Hobby, das Reiten. Bis ins hohe Alter von 85 Jahren ritt er regelmässig aus, bis er dann aus gesundheitlichen Gründen verzichten musste. Eine weitere grosse Leidenschaft war das Fotografieren von Flora und Fauna und die Pflege seiner Rosen im Garten. Alle Weihnachten bekam ich von ihm regelmässig eine Serie von sehr schönen Fotokarten mit Blumenmotiven geschenkt.
Er unternahm mit Lili und der Familie viele Reisen nach Kenia, Südafrika, Kanada, Burma, Japan, China und Indien, Chile-Argentinien bis in die Arktis und in zahlreiche europäische Länder und Mittelmeerinseln. Später verbrachten er und die Familie immer mehr Zeit in der eigenen Ferienwohnung in Montana.
Wie seine Tochter schreibt war er ein sehr strenger aber grosszügiger Vater mit viel Humor und Schalk. Sein Wissen und präzises Schaffen begeisterte Kinder und Grosskinder. Zu seinen Enkelkindern Michel und Pascale pflegte er eine liebevolle Beziehung.
Nach dem frühen Tode von seiner Frau Lili im Mai 2011 wohnte Roland weiterhin mit der jüngsten Tochter Beatrice in seinem Haus in Schoren und nahm sich der für ihn ungewohnten Haus- und Kocharbeit an. Roland kümmerte sich um das Essen und das Haus und Beatrice besorgte den Haushalt. Claudine schreibt: "Wir waren überrascht wie Roland die neue Situation angepackt hat und seine individuellen Menue-Kreationen haben uns sehr beeindruckt."
Ab 2012 litt Roland an einer Lungenkrankheit, was ihn nicht daran hinderte, noch zu seiner Tochter Marianne nach Costa Rica zu reisen. Solange es ihm gesundheitlich möglich war, nahm er auch bis zuletzt immer an den Rotary Zusammenkünften teil.
Ab 2020 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand ständig und nach einem kurzen Spitalaufenthalt Ende 2021 durfte er am 5. Februar 2022 ruhig zuhause einschlafen.
Wir verlieren in Roland eine souveräne Persönlichkeit, einen fröhlichen Menschen und guten Kameraden und Rotarier und ich einen guten Freund.
Ich bitte Sie, sich im Gedenken an Roland von Ihren Sitzen zu erheben.
H. Trösch, 31.3.22